Mittwoch, 15. Juli 2015

Das Leben als angehende Tischlerin

Die Arbeit in der Tischlerei gestaltet sich gleichzeitig sehr abwechslungsreich und gleichbleibend.

Bevor ich allerdings davon anfange: Natürlich muss man sich erstmal in so einer Werkstatt einleben. Auch für meinen Meister, Hartmut, war es (und ist es vielleicht zeitweise immer noch) eine gewisse Umstellung, sich an einen herumwuselnden Lehrling zu gewöhnen. Auch nicht zu vernachlässigen ist der nicht eben geringe Größenunterschied zwischen uns beiden.

So findet Hartmut es vielleicht bequem, an einem Werkstück auf der Hobelbank zu arbeiten, ich hingegen bräuchte dafür eine Trittleiter. Anders herum sind die Böcke, auf denen ich gerne die Werkstücke positioniere, dem Meister oft zu niedrig zum Arbeiten. 
Eine gewisse Flexibilität ist also gefragt.
Letzten Endes arrangiert man sich schon irgendwie, selbst, wenn das bedeutet, dass ich mich auf einen Stuhl stellen muss, um die Standbohrmaschine zu bedienen, oder um ans Telefon gehen zu können. 

Ansonsten sind wir ja nicht allein in der Werkstatt. "Die Dirks"* lassen sich auch von Zeit zu Zeit blicken, stören sich aber an mir nicht weiter. Außerdem gibt es morgens Kaffee mit Robert, dem Elektriker. Und da die Werkstatt auf einem alten Bauernhof liegt, trifft man auch häufiger auf die Hofbesitzer oder den Hofhund. (Foto gibts später)
Hofhund Kalle

*Die Dirks sind zwei Personen, jeweils Dirk mit Namen, die ebenfalls in der Werkstatt vor sich hin tischlern und beide gerne den Gesang im Radio imitieren.

Wie dem auch sei...Im Moment sind Schränke unser "Hauptmotiv", aber jeder Schrank ist anders. Besonders in diesem Fall. Eine gesamte Küche soll bestückt werden, in rustikalem Stil. Und auch, wenn die Schränke unterschiedliche Maße haben, einige Türen bekommen und andere Schubkästen haben werden; alle diese Schränke werden geleimt oder geschraubt und natürlich geschliffen.


Eine Art der Arbeit
So mussten hier die Ecken einer Abdeckung für eine Dunstabzugshaube abgerundet werden. Für so was benutzt man Hobel. Dieser heißt Raubank und ist länger als mein Unterarm (und dementsprechend schwer). 

Lang ist der Arm; kurz ist die Pause - Nach ein paar Stunden Hobelei, vielen Spänen und leicht müden Armen hat man dann die gewünschte Rundung erreicht und darf den ganzen Dreck einsammeln!
Hauptsache am Ende sehen das Werkstück und die Werkstatt ordentlich aus.


"Spaß" bei der Arbeit
Aber wir hängen natürlich nicht nur in der Werkstatt rum.
Zum Beispiel fahren wir auch zu Kunden, um Fenster auszutauschen, oder an älteren Häusern, die oft verziert sind, die alten Verzierungen zu ersetzen.

Arbeiten an Fassaden sind zwar immer wieder spannend, aber leider teilweise wetterabhänig. In diesem Fall sollten ein paar Profile an Gauben ausgetauscht werden. 

Einerseits gestaltete sich das Abbauen der alten Profile schwerer als gedacht, andererseits war es kühl und regnete immer mal wieder. Soviel zu Spaß bei der Arbeit. Mal abgesehen davon, dass es den Geräten nicht gut bekommt, im Regen zu stehen. 

Also genießt man erstmal den Ausblick von einem trockenen Fleck, bis der/die Schauer vorbei ist/sind und hofft, dass es nicht zu lange dauert. Meistens zieht man sich halt eine Jacke über und lässt das Norddeutsche Wetter über sich ergehen, aber es gibt auch Grenzen. Und wenn diese erreicht sind, ist man froh, wieder zu Hause in der mehr oder weniger warmen, aber auf jeden Fall trockenen Werkstatt zu sein.

Um es zusammenzufassen: Als Tischler stehen je nach betrieblichem Schwerpunkt Möbelbau, Fensterbau und -montage, oder eben einfach alles mit Holz, alle möglichen und unmöglichen Arbeiten an. 
Als Tischlerlehrling beobachtet und begleitet an diese Arbeiten, schleift, schraubt, leimt und trägt die Werkstücke oft durch die Gegend. Aber auch der ganz normale "Wahnsinn" ist dabei: Kaffee kochen, Brötchen holen, Werkstatt fegen, Werkstatt aufräumen, Firmenwagen aufräumen etc. Eben alles, womit man sich als Lehrling so nützlich machen kann. 

Karen Warnick

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