Sonntag, 1. Mai 2016

Die Werkzeugkiste

Das Muss für den geneigten Handwerker

   Jeder Handwerker hat so seine Werkzeuge, die er irgendwo unterbringen muss. Als Tischler baut man sich eine aus Holz. Zu mindest tun wir das im Praxisunterricht.

   Nach dem groben Zuschneiden der Holzbohlen erfolgt das Fügen und Aushobeln der Bretter, sodass die Seitenteile für die Kiste entstehen.
Um sie zu Verbinden nutzen wir die Zinkenverbindung.

  Die Zinken werden angerissen (angezeichnet) und mit einer Säge angekerbt. Ich benutze dafür sehr gerne eine japanische Säge.
Japanische Sägen schneiden auf Zug und haben einen sehr feinen Schnitt. So kann man sehr präzise arbeiten.



   Hat man die Zinken angekerbt werden Sie mit Stecheisen und Holzhammer ausgestemmt. Hierbei ist vorsicht geboten. Schnell reißt das Holz aus, oder man stemmt an der markierung vorbei.
   Anzahl, Größe und Winkel der Zinken hängen von der Brettstärke und persönlicher vorliebe ab. Es gibt aber ein paar Richtlinien, andenen man sich orientieren kann. Der Lehrling stellt sich natürlich die Frage:
"Okay, wie viele Zinken sollte ich hier machen, und wie viele brauche ich tatsächlich, um so wenig wie möglich zu machen?"
Denn: Je mehr Zinken, desto mehr kann auch schief gehen bei der Ausarbeitung.
Danach hält man die Zinken an das Gegenstück Holz und nutzt sie als Schablone, um die Schwalbenschwänze auszuarbeiten, das auf gleiche Art und Weise geschiet.
 
 
 Hat man ordentlich gearbeitet, kann man seine Ecken Zusammenfügen und erhält in diesem Fall den Korpus seiner Werkzeugkiste. Vorher waren noch Aussparungen für die später folgenden Griffholme und den Boden zu machen, da die Einzelteile leichter zu händeln sind und man nach dem verleimen an einige Stellen nicht mehr so gut herankommt.
Mit etlichen Schraubzwingen wird die Kiste beim Leimem gehalten
Kiste probehalber zusammengesteckt















Das gröbste ist geschafft.


Weiter geht es mit den Seitenteilen des Griffes, die in vorgesehene Aussparungen eingepasst werden. Auch sie und der Griff werden mit einer Zinkung verbunden. Den Griff selbst können wir in seiner Form selbst gestalten. Ich habe meinen etwas schmaler gemacht, als im Plan vorgesehen. Außerdem habe ich ein Stück Amaranth unter den Griff geleimt, um in tiefer zu machen. Außerdem ist das Amaranth mit seiner Magenta-Färbung ein Hingucker.




Das angepasste, verleimte Griffelement wird mit Leim und Dübeln an der Kiste angebracht. Fehlt noch der Boden. Auch er wird in seine Aussparung eingepasst und mit Schrauben festgemacht.


  
 Abschließend wird die Kiste geschliffen und geölt. Das Öl belebt die Farben des Holzes und härtet
aus. So ist die Kiste geschützt.



Die Kiste vor (oben) und nach dem Ölen (unten). Man beachte den Unterschied im Kontras des Holzes. Besonders an den Ecken fällt dies auf, und die Zinkenverbindung kommt zur Geltung.









In den kommenden Wochen kümmern wir uns im den individuellen Innenausbau der Kiste. So kann jeder selbst festlegen, was wo hon kommen soll. Man kann seine Hobel, Stecheisensätze, Sägen, Zöllstöcke (Verzeihung: Gliedermaßstäbe), Schraubenreher, Streichmaße und, und, und unterbringen.

Karen Warnick

Lehrgang bei den Tischlern

TSM-1

In den Osterferien fand für uns Lehrlinge der erste Tischler und Schreiner Maschinenlehrgang - kurz TSM-1 an.
In zwei Gruppen aufgeteilt lernten wir hier den sicheren umgang mit der Formatkreissäge, Abrichter, Dickenhobel und der Bandsäge.
Ja, da kann schon einiges passieren, und die Meister haben die eine oder andere haarstäubende Geschichte auf Lager, die einen ermahnt, sich an die Sicherheitsmaßnahmen zu halten.
In den fogenden Lehrjahren kommen TSM-2 und -3 auf und zu. Dort werden die restlichen stationären Maschinen und Handmaschinen erschlossen.

Zu jedem bestandenen Lehrgang erhält man einen Schein. Alle drei Scheine sind erfordelich, um am Schluss zur Gesellenprüfung zugelassen zu werden. Niemand möchte einen Gesellen auf die Welt loslassen, der nicht mit den Maschinen umzugehen weiß.

Um den Umgang mit den Maschinen zu üben, wurden zwei Werkstücke gefertigt. Ein CD-Board und ein Schlüsselbrett in Form einer Robbe.







Alles eine Frage der Technik

Hallo alle miteinander!

Ja, es ist wieder eine Weile her, tut  mir auch Leid, aber die Kunst lässt sich nicht hetzen und so auch die Schule.
Gut Ding will weile haben und so dauert es seine Zeit, neue Fähigkeiten zu erlernen. Zwei davon möchte ich euch vorstellen. Beide sind sowohl für das aktuelle Projekt des praktischen Unterrichts, als auch für das Leben als Tischler wichtig.

1. Alles nach Plan

Baupläne zeichnen und lesen ist eine Sache, Baupläne richtig zeichnen und lesen eine ganz andere. Mit viel Geduld und hohem Radiergummi-Verbrauch wollen Ansichten, Projektionen und Schnitte erstellt werden.
Dafür braucht man vor allem ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Dazu kommen die verschiedenen Normen, die man einzuhalten hat.
  • Normschrift, die jeder lesen kann
  • korrektes Format, und richtig gefaltetes Blatt
  • normgerechte Linienstärken und arten (Durchgehende Linie, gestrichelte Linie - immer 4 mm Strich und 1 mm Platz,  Punkt-Strich-Linie, etc)
  • und vieles mehr
Und so kann das dann aussehen:

Zeichnung eines Beistelltisches von Hand
Bauplan für Werkzeugkiste
 Diese Zeichnung wurde von uns zu dem  Beistelltisch aus einem älteren Post als Übung gefertigt und zur Bewertung abgegeben.
Man würde kaum glauben, wie vieles daran falsch sein kann.
Und wenn es nur daran liegt, dass die Maßlinie nicht genau 8mm vom Objekt entfernt ist und 2mm über die Maßhilfslinien übersteht.







Dies wiederum ist eine Zeichnung vom Computer. Sie stellt den Bauplan für eine Werkzeugkiste  dar, die unser neuestes Projekt im Praxisunterricht ist.
Auch wenn sie auf den ersten Blick verwirrend wirken mag, so gehört sie noch zu den einfacheren Zeichnungen.
Klar: je komplizierter das Werkstück, desto komplizierter die Zeichnung.
Heutzutage machen einem Zeichenprogramme das leben leichter. Anstatt einen Fehler radieren zu müssen, und so ggf die Zeichnung zu verwischen oder das Blatt zu knicken, kann man mit einem einzigen Klick alles ungeschehen machen.
Aber bevor man laufen kann, muss man krabbeln können, daher gilt für uns erst einmal  von Hand zeichnen zu lernen und dann geht es an den PC.
Später für das Gesellenstück wird uns dann freigestellt, ob wie eine handangefertigte Zeichnung, oder eine vom Computer einreichen wollen.

2. Die Zinkenverbindung

Für die Werzeugkiste stehen Holzverbindungen als Eckverbindungen im Fokus. Die vermutlich stabilste und dekorativste davon ist die Zinkenverbindung -  um genau zu sein die Schwalbenschwanzverbindung.
Alleine die Zinken und Schwalben anzuzeichnen stellt für einige eine Wissenschaft für sich dar.

Außerdem muss man das angezeichnete sehr genau ausarbeiten.

Bevor wir also das gute Holz für die Kiste versauen, haben wir einige Übungsecken angefertigt.


  
So wird die Ecke verleimt

noch nicht wirklich dekorativ

Und das ist Versuch Nr.1...
Mit  Lücken, Ausrissen und nicht sonderlich stabil steht fest Übung macht den Meister.

Ich glaube niemand hat weniger als 3 Anläufe gebraucht, um eine annehmbare Ecke zur Bewertung hinzukriegen.
Aber irgendwann ging es dann doch. Wer das hinter sich hatte, durfte mit der Werkzeugkiste beginnen. Aber dazu im nächsten Artikel mehr...


Karen Warnick