Mittwoch, 3. Februar 2016

Das eigene Projekt

Auch mal was für sich selber machen können, das ist vielleicht auch ein Grund, um Tischler zu werde. Auf jeden Fall ist es ein Vorteil. Und nach der Anweisung meines Meisters habe ich das dann auch gemacht.
Das Prinzip ist relativ einfach: man sehe sich zu Hause um, und frage sich: "Was könnte ich wirklich brauchen?"
In meinem Fall habe ich meinen alten Schreibtisch gesehen (Der aus zwei Böcken und einer Kiefernplatte bestand, was seit der Grundschule wunderbar funktioniert hat) und mir gedacht, so einen schicken Schreibtisch zu haben, ist doch was sehr schönes.
Damit war der Entschluss gefasst: Es soll ein Schreibtisch werden. Aber wie baut man den?

Tja, für solche Fragen hat man dann ja einen Meister. Der kommt aber mit noch viel besseren Fragen um die Ecke: Woraus soll er denn sein? Massivholz? Ja, Wenn wir das machen, dann richtig! Eiche? Ahorn? Wieder Kiefer? Oder was ganz anderes?

Die Tisckplatte: Kirsche mit Streifen aus Nussbaum
Wusstet ihr, dass es alleine etwa 650 bekannte Nadelholzarten gibt? Und noch wesenlich mehr Laubhölzer.
Ja klar, davon werden in der Tischlerei die wenigsten verwendet, und viele sind eben Eichenart a oder Eichenart b usw... Tortzdem fällt die Wahl schwer.
Am Ende wurde es dann die Kirsche. "Mädchenholz", wie mein Meister sagt, wegen der Farbe und Musterung. Als Akzente haben wir dann noch etwas Nussbaum dazwischen gebaut.

Nächste Frage: Wie groß, also lang, breit, hoch soll denn der Tisch und seine einzelnen Bestandteile sein?
Hm... pfff... joa... Mal eben den alten Tisch ausmessen, damit das Ding auch wieder ins Zimmer Passt. Proportionen und Stabilität sowie das Design einbeziehen und einen Plan machen.

Aber WIE baut man denn jetzt einen Tisch? Man nehme vier Beine, vier Zargen, damit das Ganze nicht wackelt und eine Platte... und ein paar sogenannte Federklötze, mit denen verbindet man die Zargen und die Tischplatte, sodas alles hält.

Wenn also alles geklärt ist kann man losfahren und Holz besorgen. Welche Bohle jetzt genau ausgesucht wird hängt davon ab, was man will (Äste, Risse etc.)

Grobzuschnitt nach dem Hobeln
Und DANN geht es endlich los:

1. Bohlen auftrennen und in passene Stücke schneiden. Die Tischplatte besteht aus sieben Kirsch-Stücken und drei Nussstreifen; als nächstes die Zargen und dann die Stücke der Stollen (Tischbeine) die jeweils einen Nussstreifen erhalten

2. Alles Abrichten, also winklig machen, sonst wird alles krumm und schief und passt nicht und das ist doof!

3. Hobeln! Da wir uns ja aber im Betrieb undgleich der Schule nicht technisch im 19. Jahrhundert bewegen, nimmt man dazu die Dickenhobelmaschine

Verleimte Platte und Stollen
4. Tischplatte und Stollen jeweils verleimen, also die Kirsche und den Nussbaum zusammenfügen

5. Die Zargen... Sie verbinden die Stollen miteinander und Bilden so das Gestell. Um die Zargen an den Stollen zu befestigen, nutzt man eine Nut-Feder-Verbindung.
Simpel ausgedrückt: Die Zargen haben lange, schmale Fortsätze, die in Löcher in den Stollen gesteckt werden, das muss schön eng passen, sonst hält es nicht.

6. Als nächstes müssen besagte Löcher für die Zargen-Federn in die Stollen bestemmt werden.

Das verleimte Gestell
7. Gestell verleimen. Also wie gesagt, Zargen und Stollten mit Leim zusammenstecken.

8. Kleine Rundung an alle Kanten, damit es sich netter anfühlt.

9. Schleifen, schleifen, schleifen. Sowohl das gestell, als auch die Platte.

10. Lackieren. Drei Mal. Mit UV-Schutz, weil die Kirsche sonst sehr schnell sehr blass wird.









Hier also links der unlakierte Tisch, dann der Tisch fertig in meinem Zimmer und die Platte aus der Nähe.

Das ist es also mein erstes fast ganz alleine gebautes Werkstück. Ich muss sagen, ich bin ziemlich stolz drauf und für mich wird dieser Tisch immer etwas ganz besonderes sein.


Karen Warnick